„Wenn dieses Buch ein Maschinengewehr wäre, würde ich Sie damit jetzt niederschießen“, so Rolf Dieter Brinkmann, Schriftsteller, an Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker, 1968. Der Kritiker überlebte!
Was kann Literatur? Und in welchem Verhältnis steht sie zu Gesellschaft, Medien, Politik? Diese Fragen möchten wir mit Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Düsseldorf diskutieren. Anlass bieten die aktuell in der Öffentlichkeit zum Teil hitzig und oft nur einseitig geführten Debatten um das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft: Dazu gehört zunächst die Diskussion um die Entfernung des Gedichts „Avenidas“ von Eugen Gomringer von der Südfassade der Alice-Salomon-Hochschule Berlin auf Anregung der dortigen Studierendenvertretung. Ebenso aktuell sind die Debatten um Autoren, die sich selbst als Meinungsmacher in die politische Debatte einbringen und so Polemiken auslösen, wie Uwe Tellkamp mit der Äußerung seines Generalverdachts, der Großteil der nach Deutschland Geflüchteten wolle in die Sozialsysteme einwandern. Der Skandal um die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang und die Frage der Reaktion darauf von KollegInnen wie Campino zeigt, wie die Sprache der Musikkultur Auslöser für öffentliche Debatten sein kann. Und auch das Aussetzen des Literaturnobelpreises für das Jahr 2018 aufgrund der ungeklärten Zustände im Entscheidergremium fordert zu einer kritischen Betrachtung und Stellungnahme heraus.
Wir können dies als „dumme Rempeleien von links und rechts“ betrachten, wie der Lyriker Durs Grünbein, der sich auf diese Art der Diskursbildung nicht einlassen möchte. Wir können diese Vorfälle jedoch auch als Indikatoren für eine gesellschaftliche Konfliktsituation lesen und problematisieren, um so eine Sensibilisierung für öffentliche Meinungsbildung zu erreichen und der Frage nachzugehen, welche Rolle der Literatur heute zukommt. Wir laden Sie herzlich ein, dies offen und kontrovers zu diskutieren.
Presse:
Für die Uni hat Dr. Victoria Meinschäfer einen Bericht über die Veranstaltung verfasst, den Sie hier finden.
Programm:
2.7.2018, 11-15.30 Uhr, Berger Kirche, Von Macht und Ohnmacht der Literatur. Workshop mit Prof. Dr. Rainer Fretschner, PD Dr. Vera Gerling, Dr. Jasmin Grande, Dr. Verena Meis, Dr. Angela Weber
2.7.2018 18 Uhr, Haus der Universität Düsseldorf, Das eigene Andere – autoritäre Normierung von Identität bei den Neuen Rechten. Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Rainer Fretschner
7.7.2018, 16 Uhr, Heine Haus Literaturhaus Düsseldorf, „Punk macht mich genauso an wie ein schöner Gustav Mahler.“ Text Ton Agitation bei Floh de Cologne. Ausstellung und Gespräch. Mit Dieter Klemm (Floh de Cologne), Björn Beneditz (Deichkind), Felix Klopotek („Zonen der Selbstoptimierung“). Moderiert von Philipp Holstein
Fotonachweis: Jochen Müller / Heinrich-Heine-Universität